Fragen & Antworten - Schimmelpilze
Wann kann in der Wohnung Schimmel auftreten?
Schimmel kann nur auf Materialien wachsen, die eine leicht erhöhte Feuchtigkeit aufweisen. Feuchtigkeit kann durch eindringendes Wasser oder durch
Kondenswasserbildung an kalten Außenwandbereichen entstehen.
Häufig werden Wasserschäden durch undichte Flachdächer, Badfugen oder ausgelaufene Waschmaschinen
verursacht. In den seltensten Fällen tritt Wasser durch die Außenwand in die Wohnung ein.
Feuchteschäden wegen Kondenswasserbildung treten in der kalten Jahreszeit häufig an schlecht isolierten, kühlen Außenwänden, oft auch hinter
Möbeln, auf. Eine gute Nahrungsgrundlage bieten Tapeten, Schrank-Rückwände, aber auch Dispersionsfarben.
Bei fühlbarer Nässe sind die Wachstumsbedingungen für Bakterien (muffiger Geruch) besser, so dass diese die geruchlich kaum wahrnehmbaren Pilze verdrängen. In Fällen mit massiver Feuchteproblematik
werden daher bei Laboruntersuchungen auf Pilzsporen oft keine hohen Pilzsporenkonzentrationen festgestellt, was immer wieder zu bedauerlichen Fehlinterpretationen führt.
Wieso ist eine Schimmelpilzbelastung oft gar nicht sichtbar?
Schimmelbelastete Wohnungen werden entgegen häufiger Behauptungen nur selten am Geruch erkannt. An leicht muffige Gerüche gewöhnen sich die Bewohner oft. Da jede
Wohnung bekanntlich einen von der Nutzung abhängigen Eigengeruch hat, werden schwach muffige Pilzausdünstungen oft dem Eigengeruch der Wohnung zugerechnet. Vielfach wird die Schleimhautreizung, die
durch die Pilzsporen hervorgerufen wird, als "trockene Luft" fehlinterpretiert, die Luft dann noch zusätzlich befeuchtet, was das Problem nur noch verschlimmert. Verstärkt wird das Problem auch
dadurch, dass viele Quellen darauf hinweisen, Schimmelpilz sei an seinem "deutlichen muffigen Geruch" zu erkennen. Dies trifft in der Praxis in der Regel nicht zu. Nicht umsonst setzen manche
Sachverständige Spürhunde zur Detektion von Schimmel ein.
Ein Hinweis auf Feuchtigkeit wird auch durch das verstärkte Auftreten von Insekten wie Silberfischchen, Staubläusen oder Kellerasseln gegeben.
Symptome einer erhöhten Pilzsporenbelastung können gesundheitlichen Beschwerden wie laufende oder verstopfte Nase, Nasennebenhöhlenentzündungen, häufige Infekte, Hautprobleme, chronische Bronchitis
Kratzen oder "Kloß" im Hals, auch rheumaähnliche Gelenkschmerzen sein.
Kräftig muffige Gerüche, die auch von der Kleidung aufgenommen werden, weisen eher auf eine massivere und länger anhaltende Feuchteproblematik mit Bakterien hin.
Welche Beschwerden können Pilzsporen verursachen?
Gefühl nach "trockener Luft", Atembeschwerden, Schnupfen, Halskratzen, Hustenreiz, Augenreizungen, Bronchitis, Allergien, Neurodermitis, Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen.
Solche Symptome sind auch bei Nicht-Allergikern möglich. Einige Pilzarten sind krankheitserregend und können bei empfindlichen oder immungeschwächten Personen z.B. Lungenentzündung
auslösen.
Wie wird Feuchtigkeit gemessen?
Bei Wasserschäden sollte der durchfeuchtete Bereich durch Materialfeuchtemessungen, durchgeführt von einem Fachmann, eingegrenzt werden. In der heutigen Zeit ist
hierzu das Aufhacken von Fliesen und Wänden in der Regel nicht mehr erforderlich. Zerstörungsfreie (und zeitsparende) Messungen sind mit Stechelektroden (Leitfähigkeitsmessung) oder Hochfrequenzsonde
(Mikrowelle) möglich. Die Hochfrequenzsonde erlaubt es sogar, durch Bodenbeläge oder Fliesen "hindurch" zu messen.
Bei schlecht isolierten Gebäuden oder dem Verdacht auf Baumängel (z.B. Wärmebrücken) empfiehlt es sich, in der kalten Jahreszeit einen Fachmann mit Materialfeuchte-, Oberflächentemperatur- und
Taupunktsmessungen zu beauftragen. Ergänzend können Pilzsporenmessungen durchgeführt werden.
Empfehlenswerte Messinstitute siehe unter "Wohngifte"
Welche Art von Gutachten fertigt ein Baugutachter an?
Er beurteilt nur die Bausubstanz und gibt Hinweise auf eventuell vorhandene bauliche Mängel. Energetische und schadstoffbezogene Aspekte werden normalerweise
nicht berücksichtigt.
Was muss man nach einer Kellerüberschwemmung beachten?
In durchnässtem Mauerwerk wachsen Bakterien. Erst wenn das Material nicht mehr fühlbar nass ist, werden die Bakterien durch Schimmelpilze verdrängt, die dann
bessere Wachstumsbedingungen haben. Erst im völlig ausgetrockneten Putz können Pilze nicht mehr weiterwachsen. Sind die Mauern nicht innerhalb von 4 Wochen ausgetrocknet, bestehen günstige
Bedingungen für die Entstehung von kräftigem Schimmel. Feucht-warmes Klima verstärkt die Schimmelbildung. Notwendig ist daher in der Regel die technische Austrocknung, durchgeführt von
Sanierungsfirmen für Wasserschäden. Austrocknungsgeräte kondensieren das Wasser aus der Luft und blasen trockene, warme Luft an die feuchten Wandbereiche. Die Aufstellung der Austrocknungsgeräte
kostet weniger, als man denkt.
Können einer Allergie Innenraumschadstoffe zugrunde liegen?
Ja, das ist möglich. Vor allem Pilzsporen lösen Allergien (laufende Nase, Niesreiz, Asthma) aus.
Was begünstigt das Auftreten von Schimmel?
Die oft schlechte Wärmeisolierung bei Gebäuden aus den 50er bis 70er Jahren und der Einbau neuer Fenster in Altbauten begünstigt die Schimmelbidlung. Häufig werden beim Wechsel des Bewohners
bestehende Schimmelprobleme übertüncht und verschwiegen. Vielfach tritt der Schimmel dann im ersten oder zweiten Winter nach Einzug auf.
In den selteneren Fällen begünstigt der Bewohner die Schimmelbildung: Verschlossene oder defekte Entlüftungen von Dunkelbädern oder Beheizung von Schlafzimmern mit feucht-warmer Luft vom Bad, Kochen
und Wäschetrocknen.
Welche Sanierungsmaßnahmen fallen bei Schimmel an?
Die Behandlung ist von Fall zu Fall verschieden. Nur bei Taupunktsunterschreitungen an Außenwänden können Isolierfarben angebracht werden. Die Feuchtigkeit aus
der Raumluft kann durch den diffusionsdichten Anstrich nicht mehr in den Putz dringen. Isolierfarben enthalten häufig Fungizide (Substanzen, die Pilzwachstum verhindern). Da Biozide nicht nur auf die
Zielorganismen wirken (hier Pilze), sind sie in Innenräumen unerwünscht. Als Alternative bieten sich Latex-Farben an. Bei heftigeren Problemfällen wachsen die Pilze allerdings nach ein bis fünf
Jahren durch. Bei Wasserschäden können Isolier- und Latexfarben das Schadensausmaß erhöhen, da die Wand nicht zum Innenraum hin austrocknen kann. Nicht selten löst sich bei dergestalt unsachgemäßen
Sanierungen nach einiger Zeit der Putz.
Wieso hilft Schimmelentferner nur für kurze Zeit?
Mit Schimmelentferner (am besten alkoholisch) werden die oberflächlich sichtbaren Pilzbestandteile entfernt und unwirksam gemacht. Oft ist der Pilz jedoch in die Oberfläche "eingewachsen", er kommt
nach einigen Wochen oder Monaten wieder zum Vorschein, und kann Sporen ausstreuen, wenn noch genug Feuchtigkeit da ist. Daher kommt man vorallem bei chronischen Problemen um den Einsatz eines
Sachverständigen kaum herum.
Welchen Schimmelentferner sollte man nehmen?
Mit 70-, besser 80-prozentigem Alkohol bzw. Isopropanol und einem rauhen Schwamm werden die oberflächlich sichtbaren Pilzbestandteile entfernt und unwirksam gemacht. Sie können auch ein
handelsübliches alkoholisches Desinfektionsmittel verwenden. Achten Sie auf eine gute Durchlüftung (Brandgefahr) und tragen Sie Gummihandschuhe, Schutzbrille und Atemmaske, damit die Sporen Sie nicht
unnötig belasten.
Vom häufig empfohlenen Essig rate ich ab: In ausreichender Konzentration angewendet führt er zu länger anhaltender Geruchsbelästigung. Auch verändert er den PH-Wert der Wand von alkalisch in Richtung
neutral, was das Nachwachsen des Schimmels erleichtern kann.
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